Werkstatt


Zur Entstehung einer Farbradierung- Werkstatt & Technik

Für die Herstellung ihrer Farbradierungen bearbeitet Jutta Votteler ausschließlich drei Kupferplatten, je eine Platte für die drei Grundfarben, Gelb-Rot-Blau.

Die Entstehung einer Grafik beginnt mit vielen Skizzen. Es ist ein Prozess, in dem die endgültige Bildvorstellung gefunden wird. Wenn der Entwurf steht, ritzt die Künstlerin die Zeichnung mit der Stahlnadel in eine mit Asphaltlack beschichtete Kupferplatte. Mit den Farben muß sich Jutta Votteler in dieser Phase noch nicht beschäftigen, denn eines ist grundsätzlich klar: die Umrisszeichnung wird in der blauen Druckplatte realisiert, damit sie später sichtbar bleibt. Nach dem Ritzen wird die Platte im Säurebad geätzt. In einem nächsten Arbeitsschritt legt die Künstlerin Strukturen an, um die späteren Farbflächen zu beleben. Die mit Asphaltlack aufgetragenen Muster werden ebenfalls in die Platte geätzt.

Zum Druck

 

Danach wird das bis dahin rein grafische Ergebnis zum ersten mal gedruckt. Um die entstandene Zeichnung auf die beiden anderen Platten zu übertragen, legt die Künstlerin auf den noch feuchten blauen Druck die zweite Platte für Gelb und kurbelt sie ebenfalls durch die Druckpresse. Dasselbe noch einmal mit der dritten Platte für Rot. Auf diese Weise erhält sie auch auf den anderen zwei Farbplatten einen identischen Abdruck. Spätestens in diesem Moment beginnt die farbige Planung des Bildes.

Jede Farbnuance des späteren Bildes setzt sich in irgendeiner Weise aus den drei Grundfarben zusammen, wobei die Ätzzeiten auf den Kupfer-Flächen für die Farbe und deren Intensität entscheidend sind. Auf dem ersten entstandenen linearen Abdruck notiert sich die Künstlerin für jede Farbnuance die Ätzzeiten.

Farbkompositionen

Die Komposition der Farben zu denken und in Ätzzeiten auszudrücken erfordert einerseits viel Erfahrung, andererseits die Fähigkeit, eine malerische Vorstellung in abstrakten Zahlen fassen zu können. Auch Farbverläufe und -veränderungen selbst in kleinen Flächen werden notiert. Ist die Farbkomposition erstellt, werden die drei Kupferplatten in vielen Stufen geätzt. Dazu werden die Platten ins Säurebad gelegt und nach Abständen von 30 Sekunden, 1 Minute, 2 Minuten etc. immer wieder herausgenommen, um bestimmte Partien mit säurebeständigem Lack abzudecken, andere werden weitergeätzt bis die gewünschte Ätztiefe entstanden ist.

Herstellung & Arbeitsprozess

Der spannendste Moment im Herstellungsprozess einer jeden neuen Radierung ist das erste Zusammendrucken der fertigen Kupferplatten. Dazu wird jede Platte mit „ihrer“ Farbe eingerieben, also eine Platte gelb, eine rot, eine blau. Beim Übereinanderdrucken der drei Platten mischen sich die Farben und zum ersten Mal ist das Bild, das bisher nur im Kopf der Künstlerin existierte, sichtbar.

Jutta Votteler gehört zu den Künstlern, die den gesamten Arbeitsprozess selbst steuern und alle Arbeitsschritte alleine durchführen, auch relativ mechanische Arbeitsschritte wie das Aufstäuben und Anschmelzen von Colophonium.

Der gesamte Arbeitsprozess beeinflusst das endgültige Ergebnis. Erst wenn die Künstlerin mit der Umsetzung eines Motivs ganz zufrieden ist und die Arbeit an den Kupferplatten abgeschlossen ist, übergibt sie die Druckplatten ihrer Druckerin, die getreu ihrem Andruck die Abzüge der Auflage herstellt.